Kunst & Kultur

Kalkspatzen und Quarzsprung – das Henneberg Museum in Münnerstadt zeigt die Kunst fränkischer Hafner

geschrieben von Julia Träger

Um unterschiedlichste Keramikgefäße dreht sich vom 3. April bis 21. Juli eine Sonderschau im Henneberg-Museum Münnerstadt. Das Rampenlicht richtet sich auf die Kunst fränkischer Hafner, wie der Töpfer im süddeutschen Raum gerne genannt wurde.

Museumsleiter Dr. Nicolas Zenzen hat für die Ausstellung Gefäße und andere aus Ton hergestellte Objekte aus dem reichen Sammlungsbestand des Museums zusammengestellt. Der Bogen spannt sich vom einfachen irdenen Krug bis zum aufwändig dekorierten Porzellangeschirr.

Die meisten der gezeigten Exponate wurden in der näheren oder weiteren Umgebung Münnerstadts produziert und stammen aus der Zeit vom 16. bis ins 20. Jahrhundert. „Die Rhön war einst ein Zentrum der sogenannten Krugbäckerei, das heißt der Herstellung von Gefäßen aus Steinzeug.“, weiß der Kulturwissenschaftler. „Aus dem hochwertigen Material machte man beispielsweise Flaschen, in denen die Heilwasser aus Bad Kissingen und Bad Bocklet abgefüllt wurden.“ Ein bedeutendes Töpferzentrum war auch Oberthulba. Dort entstanden sehr charakteristische Branntweinkrüge mit in Weiß aufgemaltem Dekor.

Besucherinnen und Besucher des Henneberg-Museums in Münnerstadt erfahren in der Sonderschau, wie groß die technologischen Herausforderungen auf dem Weg von der Erde zum fertigen Gefäß waren. Denn je nach Form und Funktion ergeben sich ganz unterschiedliche Anforderungen an Material, Bearbeitung und Brenntechnik. Diese zeugt von der hohen Meisterschaft in der Töpferwerkstatt. Denn nur wer sein Handwerk beherrscht, bekommt den geheimnisvollen Quarzsprung in den Griff. Und nur der Experte weiß die tückischen Kalkspatzen zu vermeiden. In diesem gewaltigen Wissen, das seit Generationen vom Meister an den Lehrling weitergereicht wurde, liegt die hohe Kunst der Hafner. Genau deshalb ist auch Museumsleiter Zenzen so fasziniert von diesem Material und hat es zum Thema einer Sonderschau gemacht.

Die Sonderausstellung macht auch klar, wie der hochspezialisierte Handwerkszweig seit dem 19. Jahrhundert mehr und mehr durch die industrialisierte Produktion von Porzellan und Steingut verdrängt wurde. Damals wurde etwa auch im Aschacher Schloss eine Steingutfabrik eingerichtet.

Die Schau ist vom 3.4. bis 21.7.2019 Mo bis Fr von 10.00 bis 15.00 Uhr geöffnet, Sa, So und feiertags von 11.00 bis 15.00 Uhr. Der Eintritt kostet 4 €; ermäßigt 2,50 €; Familien zahlen 8 €. Führungen gibt es gerne auf Anfrage. Das Henneberg-Museum befindet sich im Deutschordensschloss in der Deutschherrnstraße 18.

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